Sanfte Geburt
Annas Welt Kinderwunsch,Geburt&Baby

Die Geburt, meines ersten Kindes.

Erste Veröffentlichung: 06.12.2015

Die Geburt des ersten Babys

Die hat man während der Schwangerschaft meist schon ziemlich genau geplant. Und um gleich mal jede Romantik aus dem Moment zu nehmen: eine Geburt ist oft eine recht würdelose Veranstaltung. Bevor man den Kreißsaal betritt macht es kurz:

‚Piep-piep. Bitte geben Sie Ihre Würde hier vorne ab.

Sie können sie später, wenn Sie nach Hause fahren, wieder abholen. Die meisten vergessen sie aber bis ihre Kinder ca 18 Jahre alt sind, oder auch für immer…‘ Ganz zu schweigen von den unzähligen Menschen, welche auf der Wochenbettstation meine Brüste in Ihren Händen hielten! Aber eins nach dem anderen…

Dienstag 18:02 Uhr

Drei Tage vor errechnetem Termin.
Meine Freundin kommt gleich vorbei und wir wollen etwas beim Italiener bestellen und nochmal in Ruhe quatschen. Telefoniere gerade mit Pedro, der geduldig wiederholt was ich gerade durchgegeben habe: „Bene Signora, eine Espagetthi Carbonara, einen Salatee mitee Artichockee undee ohnee Zwiebelee, einee Pizza mitee Ruccola…“

**PLOPP**

Und das Geräusch dazu klang tatsächlich wie ein Plopp!
Meine Fruchtblase ist geplatzt!! (Jaja, man sagt nicht geplatzt sondern gesprungen, aber es klingt einfach dramatischer).

Und viel, wirklich seeehr viel Wasser kommt aus mir raus… und ich habe mir vorher Sorgen gemacht: “Oh Gott, am End merk ich´s nett und denk es wäre Pipi!“. Soviel hätte ich in einer Woche nicht trinken können, was da gefühlt aus mir heraus schießt!

Während ich ins Bad wanke und versuche die Flut aufzuhalten, sage ich Pedro: „Es tut mir Leid, ich muss alles abbestellen!“. Ein: „Meine Fruchtblase ist geplatzt!“ (hehe) erspare ich ihm. Er scheint aber auch irgendwie zu merken, dass etwas nicht stimmt und sagt:
„Keine Problemm Signora, eine szöne Abendee noch!“ und legt auf.

Tja, wie schön wird der jetzt eigentlich…?

Da ich mein Handy eh in der Hand habe als ich auf der Toilette sitze und darauf warte was jetzt wohl noch so passiert, rufe ich erstmal alle die wissen sollten dass es jetzt los geht, in folgender Reihenfolge an:

Den besten Freund von allen:
„Meine Fruchtblase ist geplatzt!“.
Sein recht pragmatischer Kommentar dazu:
„Ok, dann komm ich jetzt mal Heim“.

Klinik:
Ich flötend: „Hallooo, es geht loooos, kommen im Laufe des Abends bei Ihnen vorbeiii“. Die Empfangsdame wünscht uns eine gute Fahrt.

Frauenarzt:
Ich wusste ja: Kopf tief im Becken (also ihrer in meinem, nicht meiner in seinem) sprich, kein Grund zur Panik! Die Arzthelferin bestätigt dies und sagt „Fahren sie dann mal langsam in die Klinik“.

Hebamme:
Da sie Dienstagabends immer Ihre Rückbildungskurse gibt, kann Sie vor 21:30 Uhr nicht zu uns kommen:
„Sag Bescheid, wenn ihr vorher schon in die Klinik fahrt.“

Mamma:
„OOOOOHHHHHH, an meinem NAMENSTAG!!!“
In Schweden sind Namenstage sehr wichtig… Da Außerdem alle Geburtstage in unseren kleinen Familie miteinander zusammenhängen würde dies, in der Tat, ziemlich gut passen!

Schwesti:
„AAAAAAAHHHHHH, wie AUFREGEND!!!!“

Schwiegermama:
„OOOOOHHHH, haltet uns auf dem Laufenden“

Meine Freundin:
Geht nicht dran. Hm. Schreibe eine sms: „Pizza fällt aus. Meine Fruchtblase ist geplatzt!“ und stelle mir dabei Ihren Gesichtsausdruck vor.

Und dann muss ich erstmal ganz ordentlich kacken!

Gut, dass ich eh auf der Toilette sitze… schön, dann muss ich ja gar keinen Einlauf mehr machen. Eines von vielen Dingen an diesem Abend, von dem ich überrascht sein werde. So… und nun?

Sicher ist, wir werden nicht in die Klinik fahren bevor ich keine Wehen habe. Infektionen, eine Nacht auf der Wochenbett-Station wo mir frisch gebackenen Muddis von Ihren Horror-Geburten erzählen oder Ärzte, die nach einigen Stunden die Nerven verlieren und die Wehen einleiten wollen… Nene. Nicht mit mir! Ich habe da andere Vorstellungen…

Ich habe eine Wassergeburt geplant.

Der etwas schlecht gelaunte Kommentar meines Frauenarztes mit ukrainischen Wurzeln dazu war: „Wier siend dooch keine Delphiine“ und erläuterte dazu noch, dass Hebammen mit einer Art Schöpfkelle die Kackawürste aus dem Wasser fischen… vielen Dank nochmal für dieses schöne Bild!

In meinem Fall würden sie aber gar keine Schöpfkelle mehr brauchen, habe ja gar keine Kackawürste mehr…

Während der Geburt soll mich der, vom besten Freund von allen zusammengestellte Soundtrack begleiten. (Da musste ich ihn ganz schön bearbeiten. Ist aber in der Tat auch etwas heraus fordernd… was für Musik hört man denn eigentlich zur Geburt?) Zusammen mit ein paar Globuli und Bachblüten! Nur wenn es gar nicht mehr gehen sollte, dann von mir aus auch eine PDA. Aber nur dann!

Und ein Kaiserschnitt ist sowieso kategorisch ausgeschlossen…

Die Vorstellung, dass mein Baby so ganz entspannt in meinem Bauch liegt, alles ist warm, weich und dunkel… Auf einmal geht das Licht an! Fremde Menschen! Es ist kalt! Einer steckt ihr einen Schlauch in die Nase und saugt das Fruchtwasser ab! Nein nein, dass möchte ich nicht.

Joah… Das Leben ist ja bekanntermaßen ein kleines, feines Wunschkonzert.

Und insbesondere wenn es um Geburten und Kinder geht, kann man alles vorhersagen und genau planen wie man möchte… das ist ja nun allgemein bekannt!

Dienstag 18:41 Uhr

Der beste Freund von allen kommt nach Hause. Ich habe mich mal kurz ins Bett gelegt. Vorher bin ich einmal etwas verloren den Flur auf und ab gelaufen… das war dann irgendwie boring. Wir sind beide ganz entspannt und besprechen die Lage.
Er: „Und?“.
Ich: „Warten, ja?“.
Er: „Hmm“.

Es klingelt an der Tür. Meine Freundin ist da und hat meine SMS nicht gelesen… Hihi, sie weiß von nichts! Der beste Freund von allen öffnet die Tür und ruft:
„Liest Du Deine SMSn nicht liebe Freundin?“
„Hä? Wieso? Hat der Italiener zu?“
Ich flöte aus dem Hintergrund:
„Meine Fruchtblase ist geplaaatzt!“
Sie: „Ahhhh!! Dann gehe ich mal wieder“
Ich: „Nene, komm mal rein, wir essen mal ein Käsebrot“.

Ganz wohl ist ihr bei der Sache nicht…

Der beste Freund von allen schmiert ein paar Brote und schmeißt noch eine TK-Pizza in den Ofen. Wer weiß, wann wir das nächste Mal etwas zu essen bekommen…

Freundin kann sich nicht so richtig locker machen und bekommt keinen Bissen herunter. Würde ihr gerne sagen, dass Baby ganz sicher nicht urplötzlich aus mir heraus springt und „Nicht die Mama!!“ schreien wird, oder alternativ so zu tun, als hätte ich eine Presswehe…
Aber, ich bin ganz schön hungrig und ärgere mich, dass ich die Pedro-Bestellung abgesagt habe!

Esse alle drei Käsebrote und fünf Stücke Pizza auf.

Nach 82 Minuten möchte Freundin bitte nach Hause gehen dürfen…

Sie ist nervöser als wir und findet unsere Gelassenheit, ziemlich Horrorfilm-mäßig. Stelle mir vor, wie der beste Freund von allen und ich, statt entspannt zu sein, hysterisch den Flur auf und ab rennen und dabei: „OH GOOOOOOTT, WAS MACHEN WIR  JEEEETZT!!!“ schreien und schmunzle in mich hinein.

Wir umarmen uns, ganz vorsichtig, zum Abschied:
„Na dann, eh, alles gute, viel Erfolg oder… was man dann so sagt“
„Joa, danke! ‚Guten Rutsch‘ würde passen!“.

Dienstag 20:03 Uhr

Die Haustür geht zu und ich bekomme eine ultra starke Wehe, die mir den Boden unter den Füßen wegzieht und ich Sterne sehe!
Nein. Es passiert genau… nichts! Also beschließe ich unter die Dusche zu gehen. Wer weiß wann ich das nächste Mal duschen kann! Bevor ich dort hinein komme, habe ich eine Wehe… denke ich. Zumindest möchte ich mich kurz auf alle viere begeben und warten, bis das Gefühl was da gerade aufkommt, wieder vorbei geht. Unter der Dusche bekomme ich sowas wie stärkere Menstruationsschmerzen, die aber wieder vergehen…

Ich hieve mich nach einer ausgiebigen Dusche wieder hinaus, denn das ist es was man in diesem Stadium der Schwangerschaft eigentlich nur noch macht, sich irgendwo hin hieven… trockne mich ab und ziehe mein, extra für die Geburt ausgesuchtes, Outfit an.

Jaja, schon richtig gelesen!

Na hör mal! Ein sehr gut überlegtes Outfit bestehend aus einem langen, schwarzen Top ohne Ärmel, dunkelblauen, kurzärmligen Jersey-Kleid, schwarzer Schwangerschaftsleggins und einer Strickjacke. Bequem, man sieht keine Flecken und genügend Schichten um mich peu á peu ausziehen zu können… Hier bleibt nichts dem Zufall überlassen!

Beschließe mich ins Bett zu legen, ein bisschen zu entspannen und auf meine Hebamme zu warten.

Dienstag 21:05 Uhr

Liegen im Bett, der beste Freund von allen schaut Fußball, irgendwie England gegen Deutschland, und habe weiterhin meine stärkeren Menstruationsschmerzen… denke, dass sich Baby auf den Weg macht und vorher dort unten alles vorbereitet. Wehen können dass, nach all den Horrorgeschichten die ich gehört habe, jedenfalls nicht sein! Irgendwann merke ich, dass das Gefühl kommt und geht und bitte den besten Freund von allen mal auf die Uhr zu schauen. Und ja, es sind immer so 5 Minuten dazwischen.

Dienstag 22:10 Uhr

Meine Hebamme kommt.

Sie ist genauso entspannt wie wir, alles andere wäre ja auch etwas merkwürdig… und fragt mich wie es mir geht. Alles prima! Erzähle ihr was bisher geschah und, dass ich mich fit und entspannt fühle. Da sie mir die ganze Schwangerschaft über ein gutes Gefühl gegeben hat, ist es einfach schön sie zu sehen.

Sie hört Babys Herztöne ab.

Herztöne gut. Mama geht es gut. Laut Frauenarzt liegt Babys Kopf tief im Becken. Alles super. „Möchtest Du, dass ich Deinen Muttermund abtaste oder fahrt ihr sowieso bald ins Krankenhaus?“ fragt sie. „Aja, wenn Du schon einmal da bist…“

Sie tastet und wuselt ziemlich lange herum. Werde etwas unruhig und es tut auch langsam weh und ich sage: „Du, so langsam wird es unangenehm…“.

„Ok Anna, es ist jetzt alles anders.“

Dein Baby hat den Arm über ihren Kopf gelegt, dein Muttermund ist 4 cm auf und sie hat mir ihre Hand entgegenstreckt. Wir rufen einen Krankenwagen, Du musst liegend ins Krankenhaus gebracht werden.“
„WAS?!!!! Ich muss aber nochmal aufs Klo“.
„Nein, Du gehst jetzt nirgendwo mehr hin. Wir rufen jetzt einen Krankenwagen.“

Was war denn jetzt auf einmal los?

Warum war alles auf einmal so ernst?

Dienstag 22:37 Uhr

Es klingelt an der Tür. Hoch kommen zwei schmächtige Jungs, die zusammen wahrscheinlich das gleiche wiegen wie ich zu diesem Zeitpunkt. „Ach Du liebe Zeit!“, höre ich mich sagen. „Sie wollen mich hier runter tragen? Ich bin doch viel zu schwer!!“ „Nein nein, darüber müssen Sie sich keine Gedanken machen. Allerdings ist Ihre Treppe zu steil.

Um sie liegend hier runter zu bekommen, müssen wir Verstärkung von der Feuerwehr holen.“

„WAAAS?!!!“ Im Geiste sehe ich mich mit einem Kran aus dem Fenster raushiefen. PIIIEP PIIIEP PIIIEP. Geräusche, wie wenn ein Lastwagen rückwärts fährt. Leute strömen von überall herbei und zeigen mit dem Finger auf mich…

„NEIIIIN!! Was sollen die Nachbarn denken!“

„Ok,“ höre ich meine Hebamme sagen: „Sie bringen sie im sitzen hinunter. Wenn sie im Krankenwagen ist taste ich den Muttermund ein weiteres Mal ab und wir sehen weiter“. Ich hieve mich auf die Trage und die Jungs bringen mich hinunter. Im Krankenwagen tastet meine Hebamme wieder den Muttermund ab: „Das Baby ist weiter hinunter gerutscht. Becken hoch legen und los! Ruf mich an, wenn sie da ist. Alles wird gut“.

Und geht.

Dienstag 22:58 Uhr

Der beste Freund von allen darf irgendwie nicht mehr wirklich mitspielen. Er ist wie ein Statist in einem schlechten Theaterstück und bekommt alles nur noch nebenbei mit. Der Krankenwagen fährt mit Blaulicht, den beiden Jungs, mir und ohne Sirene los.

Im Radio läuft „Hero“ von Family of the year…

…und der beste Freund von allen fährt uns im Auto hinterher.

Dienstag 23:15 Uhr

Wir sind im Krankenhaus. Werde zum Kreißsaal geschoben und einer der Jungs sagt Bescheid, dass wir da sind. Müssen 10 Minuten warten. Die Station ist voll. Babys kommen irgendwie alle am gleichen Tag, ein merkwürdiges Phänomen…

Dienstag 23:27 Uhr

Bekomme ein Zimmer im Kreißsaal. Die erste Hebamme eilt herbei, tastet meinen Muttermund ab und sieht etwas erschrocken aus… Der beste Freund von allen ist auch gekommen und wird gleich weiter zur Anmeldung geschickt. Es gibt diverse Papiere die man abgeben und/oder ausfüllen muss.

Dienstag 23:31 Uhr

Ein Arzt kommt herein, tastet ein weiteres Mal meinen Muttermund ab. Du liebe Zeit, so viel Verkehr war da unten schon seit Monaten nicht mehr…! Als ich gerade meinen Mund (den oben, nicht unten) öffnen möchte um diesen, wie ich finde, sehr lustigen Witz laut auszusprechen, schaut er mich ernst an und sagt:

„Ihr Baby hat den Arm über ihren Kopf gelegt und diese komplett aus dem Muttermund heraus gestreckt. Wir müssen einen Kaiserschnitt machen.“

Exkurs: „Ich will auf gar keinen Fall einen Kaiserschnitt“.

Hatte ich die ganze Schwangerschaft über fast schon Mantra-mäßig gesagt. Die Vorstellung so Exorzisten-mäßig mit gespreizten Armen an den OP Tisch gefesselt zu werden, während 3-4 Leute meinen Bauch aufschlitzen, fand ich irgendwie nicht so richtig prickelnd.

Die kleine Narbe kurz über dem Schambein ist ja nur ein Bruchteil von dem was da so aufgeschnitten wird. Unter der Bauchdecke werden zwei weitere Schichten einfach aufgerissen, weil das dann wohl besser zusammenheilt… genauere Details kenne ich nicht und will ich auch nicht kennen…

Außerdem hatte ich, traurig aber wahr:Vorurteile gegenüber Frauen, die ihre Babies mit Kaiserschnitt zur Welt gebracht haben.

So nach dem Motto: „Ach, wohl keine Lust auf eine normale Geburt gehabt… Hm?!“. Ja. Das sind die Momente in meinem Leben in denen ich mir eine Zeitmaschine wünsche… Da würde ich dann schön 3-4 Monate zurück in die Vergangenheit springen, mich vor mein Vergangenheits-ich stellen und mir in aller Ruhe ordentlich eine ballern: „Weib! Rede nicht so ein dummes Zeug!“. ‚Der da oben‘, die Karma-Bitch, das Universum, das Schicksal oder wer auch immer dafür zuständig ist, hat das gehört und sich gedacht:„Haha! Der arroganten Kuh holen wir mal schöööön den Wind aus den Segeln…“.

Aber, zurück zum Tatort:

Ich: „Nein!! Bitte bitte keinen Kaiserschnitt!! Kann man die Hand nicht zurück schieben“.
Doktor: „Nein, das geht leider nicht. Wir haben hier keine Optionen, wir müssen einen Kaiserschnitt machen!“
Ich: „Aber, ich habe die ganze Schwangerschaft über gesagt, dass ich auf gar keinen Fall einen Kaiserschnitt will!“.
Doktor: „Ja, dass höre ich leider in einer von zwei Kaiserschnitt-Geburten…

Murphy dieses Arschloch, wenn ich den Mal treffe erzähle ich dem was!

…es ist, als würden die Frauen es herauf beschwören.“.

Dienstag 23:35 Uhr

Der beste Freund von allen ist auf dem Weg zurück ins Zimmer. Er hat in Ruhe mit der Empfangsdame darüber debattiert, ob mir in den kommenden Tagen wohl eher nach vegetarischem oder nicht vegetarischem Essen sein wird, gleich den Fernseher dazu buchen soll oder doch nur ein Telefon…

Auf dem Flur hört er noch eine Ärztin rufen: „Er weiß noch von niiiichts…!“. Und wird das erste mal an diesem Abend etwas nervös. Als er ins Zimmer kommt legt mir gerade einer einen Zugang, die nächste zieht mir die Thrombose Strümpfe an, während eine meine Kleidung auszieht, den OP Kittel überwirft und die vierte mich rasiert. Naja komm, wenn Du vor lauter Bauch unten herum nichts mehr sehen kannst, muss man sich auch nicht die Mühe einer regelmäßigen Intim Rasur machen!

Im übrigen super, dass ich so ein durchdachtes Outfit an habe! Eh… hatte!

Ich sage gerade noch zur Hebamme: „Dann versuchen Sie sie bitte vor 00:00 Uhr zu holen, dann kommt sie am Namenstag meiner Mutter. Wenn es jetzt schon einen Kaiserschnitt wird, dann können wir doch wenigstens das Datum bestimmen!“.

Ich heule Rotz und Wasser, schaue den besten Freund von allen an und schluchze: „Es wird ein Kaiserschnitt!!!“. Er lächelt mich an.

„Anna. Alles wird gut“.

Und muss sich in einem Vorraum OP-fein machen.

Dienstag 23:43 Uhr

Einer der beiden Ärzte, Dr. Haus (ja, wirklich), kommt zu ihm und sagt in guter alter Männer Manier: “Naja, das ist schon ein spezieller Fall. Aber, wir kriegen das schon hin.“ „Hm, dass ist doch erfreulich.“.

Mittwoch 00:03 Uhr

Mir wird die Spinalanästhesie gelegt – mit anderen Worten: sie stecken mir eine riesige Nadel in die Nähe meiner Wirbelsäule in den Körper hinein…- und mein rechtes Bein zuckt kurz und heftig.  „Isté allés oké?“. „Ja, denke schon.“ Die Anästesistin hat einen spanischen Akzent und ich überlege kurz ob ich sie frage, wo sie denn her kommt. Aber irgendwie passt es gerade nicht so…

Die Hebamme sagt: „Es ist jetzt 00.05 Uhr. Leider wird das nichts mit dem Namenstag.“ „Ja, das habe ich mir schon gedacht.Danke.“

Jaja, Meister Murphy, ich sage ja schon nichts mehr…

Der beste Freund von allen darf jetzt auch dazu kommen. Der blaue Vorhang (oder war er grün?) steht, alle sind bereit und Dr. Haus sagt: „Wir schauen mal ob die Betäubung schon wirkt“. Da ich genau gar nichts von der Brust abwärts spüre, wird diese wohl schon eingesetzt haben…

Es geht los.

Zwischendurch spüre ich mal großen Druck auf meinen Brustkorb. Es wird gemurmelt. Irgendwie ist alles so unwirklich. Bei vollem Bewusstsein bin ich bei meiner eigenen Bauch OP dabei… toll!

Mittwoch 00:15 Uhr

Auf einmal höre ich sie schreien und fange sofort an zu weinen.

Sie halten ihr Köpfchen gegen den Vorhang und sagen:
„Hier, Sie können schon einmal den Kopf spüren“
„Oh mein Gott, sie hat so viele Haare!“

Der beste Freund von allen schaut kurz und vorsichtig über den Vorhang. Er möchte nicht zu viel sehen… vor allen Dingen nicht von mir! Dr. Haus nickt ihm gratulierend zu und schickt ihm noch einen ‚Damen hoch!‘. Jungs, FOCUS!! Könnt ja später noch Facebook-Freunde werden…

Sie ist da!

Und wird mir auf die Brust gelegt. Einige Minuten liegen wir so da, während ich auf der anderen Seite des Vorhanges zurecht geschneidert werde. Auf einmal wird mir schlecht. Sehr schlecht. „Nimmt sie runter, ich muss mich übergeben“. Die Eule wird mir abgenommen und gegen eine Nierenschale ausgetauscht. Mir wird irgendetwas gespritzt und es geht mir wieder besser. Wahrscheinlich der Kreislauf.

Die Eule und der beste Freund von allen gehen zusammen mit der Hebamme, zurück in unser Zimmer. Nachdem man mich wieder zusammen genäht hat, werde ich vom OP Tisch in ein Bett rüber gehoben. Als sie meine Beine hoch in die Luft strecken sage ich:

„Was, dass sind meine Beine?!!

Habe sie nur wegen dem Nagellack erkannt. Hahahaaaa!! Ist das lustig“. Anscheinend stehe ich noch etwas unter Drogen, die vier Leute die mich ins Bett rüber legen wollen, die lachen eher so ein Höflichkeitslachen…

Als ich ins Zimmer komme legt man mir die Eule wieder auf die Brust. Wir dürfen einige Stunden ganz alleine sein, zu dritt, ohne wiegen, messen oder stören… Das ist schön! Ich halte sie, nackt und frisch wie sie ist vor mich, und bin völligst erstaunt:

Sie ist komplett fertig!

Nicht das ich gedacht hätte, dass ihr ein Bein fehlt oder so… aber, sie ist da und… komplett fertig! Ein kleiner, fertiger Mensch! Und ihre Ohrläppchen sind soooo weich! Da ist gar kein Knorpel oben drin, ein kleines, warmes, weiches Ohr.

Es gibt einen Spruch bei dem ich, bevor die Eule auf Welt kam, immer im Strahl kotzen musste, der aber einfach sowas von wahr ist:

Babys sind kleine Wunder!

In diesem Sinne: Rock On!

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44 Kommentare

  1. […] Zur Geburt meines ersten Kindes, hatte ich sehr klare Vorstellungen. Im Wasser, ohne Schmerzmittel, in unserem Tempo. Tja, es kam halt ganz anders. Dies war so schlimm für mich, dass ich in ihrem ersten Lebensjahr nicht über die Geburt sprechen konnte, ohne zu weinen. Hier kannst du meine gesamte Geburtsgeschichte lesen: annarockt.de/erste-geburt-per-ungeplantem-kaiserschnitt/ […]

  2. […] ganze Geschichte zur Geburt meiner Tochter, kannst du in meinem ersten Blog-Artikel nachlesen. Und hier, wie es auf der Wochenbettstation […]

  3. Irgendwie süß, dass dein Baby eine Hand rausgestreckt hatte. Ich bin in der 40. Woche. Mein Frauenarzt sagt, dass mein Sohn noch auf sich warten lässt. Ich werde langsam ungeduldig. Es ist ne komische Situation, danach keinen Besuch empfangen zu können.

    1. AnnaRockt says:

      Wünsche Dir und eurem Sohn eine schöne Geburt liebe Antonia 💕.

      Ja, es sind gerade komische Zeiten und keinen Besuch empfangen dürfen, fühlt sich jetzt bestimmt blöd an.
      Aber am Ende, werdet ihr es sicher auch genießen, keine sozialen Verpflichtungen zu haben und euch nur auf das Eingrooven als Familie konzentrieren zu können 😉❤️:

  4. says:

    Liebe Anna!!! Geil, dass ich dich jetzt zurück entdeckt habe (oder auch gestalked) ? ich hab mich mega amüsiert und freue mich morgen deine Blog komplett zu entdecken! Heute kann ich einfach nicht mehr – hab Bauchweh vom Lachen!
    Liebe Grüße
    Katja von Mamatized

    1. AnnaRockt says:

      Liebste Katja,
      vielen lieben Dank! Und ich freu mich erst!! Bald kannst Du auch noch die Geburt des kleinen Bruders nachlesen… ;)

  5. […] Sanfte Geburt… […]

  6. says:

    Herrlich. Genau so läuft das. Kann man gar nichts machen, heulen oder Zähne zusammenbeiße und lachen.
    Geburt 1 war etwa so, nur dass die Narkose nicht wirkte auf dem OP Tisch und dann noch die Vollnarkose kam. Furchtbar. Natürlich war KS auch kategorisch ausgeschlossen und alles andere genau geplant in meinem Kopf.
    Geburt 2 war viel besser, aber viel mehr als „Das Kind ist am Ende da, egal wie es wird“ hatte ich mir eigentlich auch nicht vorgenommen :D
    Dein Blog ist so erfrischend! Du schreibst toll, weiter so!

    1. AnnaRockt says:

      Liebe Stacia, Danke für Deinen lieben Kommentar und den Einblick in Deine Geschichte! Das Leben schreibt so viele Geschichten… da wird noch was kommen. Versprochen!

  7. […] Sanfte Geburt… […]

  8. says:

    Hat mir wirklich etwas Angst genommen… danke !

    1. AnnaRockt says:

      Sehr gerne liebe Bettina!

  9. […] ich über gewisse Dinge dachte (zum Beispiel wie meine Geburt ablaufen soll…. muahahahaaa!) und wie ich während meiner Schwangerschaft aussah, daran […]

  10. Vielen Dank für den süssen Beitrag. Ich fand ja den Kommentar vom Frauenarzt bezüglich der Delphine sehr lustig. Ich hoffe, du warst mit deinem Frauenarzt und der Arzthelferin zufrieden. Klingt jedenfalls so!

    1. AnnaRockt says:

      Hallo Paulina. Danke für Deinen Kommentar! Den Frauenarzt habe ich gewechselt, da kam noch ein Kracher von dem ich in einem zukünftigen Beitrag berichten werde…

  11. Sabine says:

    Liebe Anna,

    ich habe Tränen gelacht! Tolle Idee mit dem Blog, ich freu mich auf die Fortsetzung!
    Liebe Grüße aus der alten Heimat
    Sabine

    1. AnnaRockt says:

      Vielen Dank liebe Sabine! Freut mich sehr, dass er dir auch gefällt!

  12. Silke says:

    Liebste Anna, ich habe fast ununterbrochen TRÄNEN gelacht (obwohl ich die Geschichte kenne und ja sogar teilnehmen darf *hihi*). Ganz großes Kino!!! Vermisse Dich jetzt zwar noch mehr aber bitte mach weiter. I ❤️ it!

    1. AnnaRockt says:

      Liebste Silke, vielen vielen Dank!! Freut mich so, dass Dir der Beitrag auch gefällt!!

  13. Steffi Stille says:

    …. Da fehlen einem die Worte. Es ist einfach ANNAROCKT! So wie jeder Dich einmal kennengelernt hat. Eine kleine Anna hat beim lesen wahrscheinlich jeder im Ohr gehabt :) tut gut! Danke dafür. Bleib dran… Alles Liebe
    Steffi

    1. AnnaRockt says:

      Danke liebste Steffi! Fühlt sich gut an, dass du auch dabei bist! Ich bleibe sowas von dran!

  14. Marlene says:

    Liebe Anna,

    richtig, richtig toll Dein Blog. Du hast eine sehr unterhaltsame Schreibe*knicks*.
    Ich werde auch ohne eigene angehende Mutterschaft, ab und an mal hier vorbeischauen.

    Liebe Grüße
    Marlene

    1. AnnaRockt says:

      Danke liebste Marlene!
      Freut mich total, dass er auch Leuten, ohne eigene Hooligans, Spaß macht! Schön, dass du dabei bist!

  15. Steffi von Landenberg says:

    Super, liebe Anna. Ich hätte dich damals vor Urzeiten mehr schreiben lassen sollen. :-) Weiter so!

    1. AnnaRockt says:

      Danke für das Kompliment liebe Steffi! Freut mich, dass Du auch hierher gefunden hast!

  16. Anistar says:

    Ach mann anna, da kommen erinnerungen wieder…hab mitgelacht und mitgeheult…grossartig die blogidee. Passt so gut zu dir…hugs, ani

    1. AnnaRockt says:

      Danke liebste Anika! Schön zu wissen, dass Du auch dabei bist!

  17. Stephi says:

    Wenn ich den Text lese, höre ich deine Stimme in meinem Kopf. Du schreibst, wie du sprichst. Das ist toll. Es macht es etwas einfacher, dass wir uns zur Zeit nicht mehr so oft sehen können. Also…mehr davon…gerne täglich

    1. AnnaRockt says:

      Danke liebste Stephi! Täglich werde ich nicht schaffen… Aber es wird wöchentlich werden! Freut mich so, dass er dir gefällt!

  18. Franz says:

    Toller Blog. Da kommt einem einiges bekannt vor.
    Ich freu mich auf mehr.

    1. AnnaRockt says:

      Danke lieber Franz. Freut mich, dass er dir gefällt!

  19. Theresa R. says:

    Danke Anna! Treffende Worte! Lustig, traurig und schön! Ich hab Dich lieb!

    1. AnnaRockt says:

      Danke liebste Theresa! Danke für Dich!

  20. Ari says:

    Liebe Anna, auch ich bin dabei und… weil soeben vorgelesen… meine Mama auch! Alles Liebe und viel Spaß beim Schreiben … wir haben den auf jeden Fall auch beim Lesen ;) Ari

    1. AnnaRockt says:

      Danke liebste Ari! Und liebe Grüße an Deine Mama! Hoffe, ihr könnt auch bei der Fortsetzung lachen :)

  21. says:

    Habe einmal mindestens mittellaut gelacht und das zweite Mal konnte ich mich nicht mehr halten. Super, Anna macht Blog. Bin gespannt. Viele Grüße aus Neuseeland!

    1. AnnaRockt says:

      Liebe Alexa, oh ich freue mich!! Dir eine wundervolle Zeit in Neuseeland!

  22. Daniel says:

    Wie geil ist das denn!! Habs gerade meiner Freundin als gute nacht Geschichte vorgelesen ? du schreibst soooo cool…wir freuen uns auf Mittwoch! Lieben Gruß Daniel

    1. AnnaRockt says:

      Vielen Dank ihr Beiden!! Freue mich sehr, dass es euch Freude bereitet! Ganz bald kommt mehr!

  23. Anna says:

    Haha! Saubere Sache, Anna.
    Bin gespannt wie der Rest bei dir so lief.. War bestimmt voll schööön… Wie bei mir. Right….. Keep me posted xx

    1. AnnaRockt says:

      Na selbstverständlich liebe Anna! Schön, dass Du hier bist!

  24. Die Melanie says:

    Kann jetzt schon kaum erwarten wie es weitergeht ! (freu)

    1. AnnaRockt says:

      Danke liebe Melanie! Schön, dass Du hier bist!

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