‚Mit anderen Augen‘ – Fabian Sixtus Körner
Klappentext: Als Fabian seine Tochter im Kreißsaal zum ersten Mal im Arm hält, ist er irritiert. Sie liegt ganz still und schaut ihn an. Ihre Augen sind leicht schräg gestellt, und ihr Blick ist merkwürdig unverwandt. Er spürt, dass seine Tochter anders ist. Kurz darauf wird sie auf die Intensivstation gebracht. Es folgen Wochen des Wartens, zwischen Angst und Hoffnung, Glück und Verzweiflung. Die nur halb ausgefüllte Geburtskarte, wird zum Symbol der Ungewissheit.
Wie kam ich auf dieses Buch?:
Da Fabian und ich aus der gleichen Gegend kommen, sind wir uns in der Jugend immer Mal über den Weg gelaufen. In seinem ersten Buch ‚Journeyman‘ (2013), schreibt er über seine Etappe als ‚Handelsreisender‘ auf fünf Kontinenten. Nach einer Lesung in dem Café in dem ich viele Jahre gearbeitet hatte, folgte ich ihm auf Facebook.
Daher wusste ich schon vor Erscheinen des zweiten Buches, dass er Vater einer Tochter geworden war. Ein bildschönes Bild von ihr erschien eines Tages in meiner Facebook-Timeline.
Als ich las, dass er ein Buch über ihre Familiengeschichte schreibt, musste ich da im Wohnzimmer vorm PC sitzend vor Rührung und sentimentalen (damals noch stillbedingten) Hormonen, mal ne Runde heulen. Denn auch wenn viele meiner Freunde und Bekannte schon Kinder haben, so ist ihre Geschichte ein bisschen anders.
Ihre Tochter kam mit dem Down-Syndrom zur Welt.
INHALTSANGABE:
Fabian beginnt mit der Geburt und den ersten Tage seiner Tochter. Dabei schlägt er Brücken zu Erlebnissen in der Vergangenheit. Im Fokus stehen die gemeinsamen Reisen und Surf-Abenteuer, mit seiner Freundin Nico. Beide zusammen haben schon viele Länder bereist. Leben und lieben diese Art von Lifestyle.
Nicht zu unrecht stellen Sie sich also beim positiven Schwangerschaftstest die Frage: ‚Werden wir als Eltern auch weiterhin so viel reisen können?‘. Ihre Jobs sind dabei kein Hindernis, sondern bewusste gewählt.
Ein ‚krankes‘ Kind. Der Traum die Welt Stück für Stück weiter zu entdecken, ist doch damit beendet… oder?! Die Antwort darauf kann ich euch vorweg nehmen: Nein! Ist er nicht. Er fängt viel mehr nochmal neu und, ein wenig anders an.
So wie es eben ALLEN Eltern mit ihren Hobbies und Träumen geht. Egal wie das Kind ist oder die Kinder sind. Vieles geht. Nur halt anders…
REZENSION:
Wunderbar finde ich den Dialog mit seinem ‚Alter Ego‘, als Yanti frisch auf der Welt ist. So viele Gedanken und Fragen konnte ich absolut nachvollziehen. Auch die Tatsache, dass er diese EHRLICH schildert und nicht für seine Leser aufhübscht um besser dazustehen, finde ich großartig.
Die Schneisen zu den Reise-Etappen sind mir persönlich etwas zu lang und detailliert. Zwischendurch hatte ich den Eindruck, Fabian wollte ursprünglich eine Art zweites ‚Journeyman‘ schreiben und die bereits geschriebenen Teile nicht einfach wegschmeißen. Was nachvollziehbar wäre.
Er flechtet Fakten und Vorurteile gegenüber Menschen mit Down-Syndrom ein, die mich wirklich schmunzeln ließen oder erschütterten. Es ist ein persönliches und sehr ehrliches Buch, bei dem mir eins wieder mal klar wurde:
Am Ende des Tages sitzen alle Eltern im gleichen Boot.
Denn die substantiellen Fragen: ‚Wird mein Kind einmal glücklich sein?‘, ‚Wird es schnell Freunde finden?‘, ‚Wird es einmal problemlos ohne uns klar kommen?‘. Die stellen wir uns alle. Ob unsere Kinder nun ein Chromosomen mehr, oder weniger haben.
MÖCHTE ICH DAS BUCH EMPFEHLEN?
JA!
Es liest sich flüssig, ist ehrlich, lebhaft und bleibt interessant. Innerhalb von 4 Tagen hatte ich das 223 Seiten lange Taschenbuch durch. Welches für eine Zweifach-Mama nur dann möglich ist, wenn sie WIRKLICH Bock auf das Buch hat.
Hoffentlich wird es viele Menschen erreichen, ihnen die ‚anderen‘ Augen öffnen und sie erkennen lassen: Ein Kind mit Down- Syndrom bedeutet nicht das Ende der Welt. Es ist einfach eine etwas andere.
Mir kam es fast nach einer entschleunigten und geerdeteren Version, eines Lebens mit Kleinkind vor.
WO KANN ICH FABIANS BUCH KAUFEN
Natürlich in der Buchhandlung Deines Vertrauens – dort schmeckt es am besten! Oder direkt beim UllsteinBuchVerlag. Dort ist es erschienen: Mit anderen Augen – Fabian Sixtus Körner.
MEINE GEDANKEN NACH BEENDEN DER LETZTEN SEITE:
90% der Föten mit Diagnose Downsyndrom, werden in Deutschland abgetrieben. Und ich werde die Entscheidung dieser Eltern NICHT verurteilen!
Menschen möchten Kontrolle haben. Auch über den Gesundheitszustand (in manchen Ländern sogar über das Geschlecht!) der ungeborenen Kinder. Dies nimmt zuweilen, wie ich finde, ungesunde Ausmaße an.
Der beste Freund von allen und ich haben uns bei beiden Kindern, FÜR eine Nackenfaltenmessung entschieden. Wir wollten bestätigt wissen, dass alles in Ordnung ist. Diese soll drei Trisomien zu 85% ausschließen können. Nicht zu 100%.
Sie ist moralisch umstritten, da man sich ja (eigentlich) gleich die Frage stellen sollte: ‚Was machen wir mit einem ‚auffälligen‘ Befund?‘. Hatten wir aber nicht. Und dann kam der Anruf meiner Ärztin, während ich mit der Eule ein Puzzle legte:
‚Einer ihrer Hormonwerte ist auffällig.‘
TJa. Und jetzt? Dem besten Freund von allen und mir war klar, es wird keine Fruchtwasseruntersuchung geben und wir werden es ganz sicher nicht abtreiben. Die Ärztin lies dann einen weiteren Ultraschall von einer Spezialistin machen. Es wurden dabei keinerlei Anzeichen einer Trisomie erkannt, wie ein zu kleines Nasenbein oder ein verkürzter Nacken.
Und ja, ich war erleichtert. Jede Mutter und jeder Vater wünscht sich ein gesundes Kind, welches ohne Probleme seinen/ihren Alltag beschreiten kann. Auch dann, wenn man selber nicht mehr da ist.
Ich ärgerte mich darüber, diese Untersuchung überhaupt gemacht zu haben. Denn es gibt tausende Gendefekte, die nicht vorher sichtbar sind. Und ob das Kind blind oder taub ist, kann dir vorher auch niemand sagen.
Neulich sprach ich mit einer Bekannten,
über Fabians Buch. Auch bei ihr wurde damals währende der Schwangerschaft ihres Sohnes, eine Anomalie festgestellt. Eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ihr Sohn mit dem Down-Syndrom zur Welt kommen würde. ‚Das wollen Sie doch sicherlich nicht behalten‘
So, war der Grundtenor aus ihrem ärztlichen Umfeld. Anscheinend war für viele nicht nachvollziehbar, dass sie ihr Baby behalten wollen. Im Endeffekt kam ihr Sohn kerngesund zur Welt, ist einer der wildesten Freunde meiner Tochter und hat keinen genetischen Defekt.
Ihr erster Gedanke nach der Diagnose war nicht, dass sie das Baby nicht haben möchte. Ihr erster Gedanke war, dass er auf jeden Fall ein Geschwisterchen braucht. Denn Menschen mit Down-Syndrom haben vor allen Dingen eines: Viel Liebe und Glück zu vergeben!
[…] Anna rockt […]
Danke liebe Anna dafür. Mal wieder Tränen vor Freude und Dankbarkeit in den Augen gehabt. Kommt auf jeden Fall auf die Liste der Bücher die ich lesen möchte wenn mal wieder Zeit dazu ist.