Der lange Weg zum Wunschkind
Jede Familie ist anders

Wir wollen ein Kind! Der turbulente Weg zum eigenen Baby

Bianca, ihr Mann & Melia

Gemeinsam ein Kind zu bekommen war unser größter Wunsch

So ließ ich nach unserer Hochzeit im Sommer 2010 auch gleich die Pille weg. Monate vergingen. Nur schwanger wurde ich nicht. ‚Wir sind ja beide noch jung und haben alle Zeit der Welt!‘, sagten wir uns. Aber aus Monaten wurden Jahre. Und die Schwangerschaftstests blieben weiterhin negativ.

Es liegt bestimmt an meinem Gewicht!

Dachte ich und nahm 18 Kilo ab. Aber auch das half nicht. Meine Frauenärztin fand keine gesundheitlichen Gründe und so ging mein Mann zum Arzt. Nach einer langen Ärzte-Odyssee schlussendlich das Ergebnis:
Nicht genügend agile Spermien, um auf natürliche Weise schwanger zu werden.

Nach mittlerweile vier erfolglosen Jahren

2014 landeten wir in der Kinderwunschklinik. Der lange Prozess begann mit einer ambulanten Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung). Erst Monate später startete endlich unser erster ICSI-Versuch (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) und alle Spritzen & Hormone nahm ich gewissenhaft.

An einem Freitag, den 13. wurden endlich die ersten Eizellen unterm Mikroskop befruchtet (Pronukleuszellen) und mir zwei davon eingesetzt.

Nie hätten wir gedacht, einmal diesen Weg gehen zu müssen.

Wir sprachen stets offen mit Freunden und Familie darüber. Denn psychisch waren die letzten Jahre extrem hart für uns gewesen… Jetzt waren wir aber alle hoffnungsvoll!

Zwei Wochen nachdem mir die Eizellen eingesetzt wurden, bestimmte man in der Klinik meinen HCG Wert im Blut (HCG = Humanes Choriongonadotropin – das ‚Schwangerschaftshormon‘).

Einen Tag später nahm ich auf der Arbeit einen Anruf entgegen und ging tränenüberströmt nach Hause.

Mein Mann sollte es sofort erfahren!

Und ich würde keine Minute länger warten können, um ihm Folgendes zu sagen: ‚Du wirst Papa!‘.

Unglaublicher weise für uns und auch für die Ärzt*innen, wurde ich beim ersten ICSI Versuch schwanger! Endlich war unser Traum in Erfüllung gegangen und die nächste wichtige Frage stand an: Sind es vielleicht sogar Zwillinge?

Erst in der 10. Woche konnte meine Frauenärztin uns mit Sicherheit sagen, dass es ’nur‘ ein Baby ist. ‚Eines, dass über alles auf dieser Welt geliebt wird‘ – fügte ich im Geiste hinzu.

Die Schwangerschaft verlief super

Bis zur 30. SSW. Meine Frauenärztin schickte mich nach einem Routine-Termin zu einer genaueren Ultraschalluntersuchung in die Klinik. Zur sogenannten Doppler-Sonografie. In der Klinik erhärtete sich dann ihr Verdacht:

Unser Mädchen war zu klein. Aber körperlich fit und ohne wirklichen Befund für ihre Zartheit. Nun ging es jede Woche zur Doppler-Sono in die Klinik und in der 37. SSW wurde ich mit der Diagnose Retardierung (Wachstumsverzögerung), stationär aufgenommen.

Die langweiligsten zehn Tage meines Lebens!

Ich bekam täglich Vitamin- & Glucose Infusionen und musste mindestens einmal täglich zum CTG. Zum Glück wurde ich so oft wie möglich durch meinen Mann und Freundinnen bei Laune gehalten.

Die Ärzt*innen machten es mir psychisch nicht leicht. Einer sprach gleich beim Aufnahmegespräch von einem Kaiserschnitt, eine andere war optimistisch und glaubte an eine natürliche Geburt. Auch die Hebammen waren sich uneinig.

Ich hoffte auf einen natürlichen Start

Denn meine größte Angst vor einem Kaiserschnitt war, meine Tochter dadurch nicht stillen zu können. Man sagte uns die Geburt müsse vor dem ET (errechnetem Geburtstermin) stattfinden. Bei Retardierungen oftmals die Regel weil diese Babys sich außerhalb des Mutterleibes besser entwickeln und zunehmen können.

Es wurde zwar kein Termin für einen Kaiserschnitt, dafür aber für eine eingeleitete Geburt. Nach meiner zehntägigen Infusionstherapie durfte ich für zwei Nächte nach Hause – und war überglücklich!

An einem Samstagmorgen um Punkt 07:00 Uhr,

lag ich im Kreißsaal und bekam das Gel zur Einleitung auf den Muttermund gelegt. Auf Grund meines Asthmas nur eine halbe Dosis. Das Geburts-Team hatte Angst sonst einen Anfall auszulösen.

Mein Muttermund war laut Befund allerdings alles andere als geburtsbereit.

Nach zwei Stunden am CTG wurde ich auf Station gebracht. Bis zum Mittag hatte ich leichte Wehen. Dann waren sie weg. Dasselbe Spiel am Sonntag. Am Montag verabreichte man mir das Gel ein weiteres Mal – diesmal aber die normale Dosis. Wieder ans CTG.

Jetzt bekam ich einige stärkere Wehen und war optimistisch.

So auch meine Hebamme

Sie arbeitet in der Klinik sowie in Kooperation mit meiner Frauenärztin und betreute mich auch später zu Hause. Es machte mich sehr glücklich sie in meiner Nähe zu haben und zu wissen, dass sie der Geburt optimistisch entgegensieht und mich davor und danach betreute.

Ich bekam einen Einlauf

Zu meinem Entsetzen von einer blutjungen Praktikantin. Danach durfte ich in die Wanne um die Wehen anzuregen. In der Zwischenzeit war auch mein Mann an meiner Seite und gab mir den seelischen Halt den ich so dringend brauchte.

Das Bad war wehenfördernd und man schickte uns noch ein wenig spazieren. Wir kamen nicht sehr weit. Wehen hatte ich nun alle fünf Minuten und mir war weder nach laufen noch nach stehen zumute.

Zurück im Kreißsaal,

wurde mir Buscopan und ein wehenförderndes Mittel intravenös verabreicht. Ich veratmete meine Wehen und merkte erst gar nicht, wie mein linker Arm anschwoll.

Erst als das Pflaster riss wurde mir bewusst, dass der Zugang in meinem Arm nicht richtig lag. Mein Mann rief nach der Hebamme und die entfernte mir, sichtlich schockiert, den Zugang. Es war mittlerweile der 7. Zugang in zwei Wochen.

Mein Arm sah aus wie der von Kapitän Popeye und spannte fürchterlich. Die Wehen waren nun sehr stark und ich hatte genau 30 Sekunden dazwischen um auszuruhen! Ich dachte immer die Erholung dazwischen sei länger. Die Uhr zeigte aber ganz deutlich, dass es nicht so war.

Ständig untersuchte mich die Oberärztin vaginal

Was unter den Wehen sehr schmerzhaft war. Sie wechselte besorgte Blicke mit der Assistenzärztin. Der Muttermund war nur 4 cm geöffnet. Man ließ mich und meinem Mann wieder allein.

Wir wurden nervös, denn auch die Herztöne unseres Babys wurden langsamer und ungleichmäßiger. Ich vertönte und veratmete die Wehen seitlich liegend. Aufstehen durfte ich nicht.

Ständig zeichnete das CTG nicht richtig auf. Wieder wurde ich vaginal untersucht. Keine Veränderung. Die Oberärztin fragte mich, ob ich den Zettel für die Anästhesie schon ausgefüllt habe.

Ja, hatte ich. Vor der Einleitung war ja nicht klar, ob es nicht doch ein Kaiserschnitt würde.

‚Die Herztöne sehen nicht gut aus‘

Sagte sie. Sie möchte unserer Tochter eine Sonde an den Kopf legen, um dort die Herztöne besser aufzeichnen zu können. Ihr außerdem Blut abnehmen um den Sauerstoffgehalt bestimmen zu können. Wir stimmten natürlich zu und die Assistenzärztin tat dies unter für mich, großen Schmerzen.

Der Sauerstoffgehalt war nicht gut

Nach einiger Beobachtungszeit unter immer noch schnell, aufeinander folgenden Wehen, riet man uns eindringlich zum Kaiserschnitt.

Im Vorfeld wurde das Gewicht unseres Babys (per Ultraschall) auf 2.500 g geschätzt. Demnach drücke sie nicht mit dem nötigen Gewicht auf den Muttermund, der bei Beginn der Einleitung ja zudem noch fest verschlossen war. Die zunehmenden Wehen und der noch geschlossene Muttermund führen nun beim Baby zu Panik und zum Abfall der Herztöne.

Der Druck auf den Muttermund hätte sich meiner Meinung nach sicherlich verstärkt, hätte man mich aufstehen lassen.

Der Anästhesist kam in den Kreißsaal

Erklärte uns das weitere Vorgehen. Während die Hebamme zu meiner rechten Zugang Nummer acht legte, fielen Babys Herztöne immer weiter. Alles ging sehr schnell. Ich wurde in den OP geschoben und bekam in purer Hektik um mich herum eine Spinalanästhesie.

Nackt und für all die vielen Menschen sichtbar entblößt, lag ich also auf dem Tisch. Mein Mann durfte zu meiner Erleichterung in den OP nachkommen. Dann ging es auch schon los. Ein Ziehen, reißen und ein gurgelnder Schrei – schon war sie da.

Unsere Tochter Melia wurde mit zarten 2.300 g geholt.

Mein Mann & ich hatten Tränen in den Augen

Kurz bekam ich sie zu sehen. Dann ging mein Mann mit der Hebamme und unserer Tochter zusammen aus dem Raum. Da lag ich nun und hatte plötzlich unglaubliche Schmerzen. Es fühlte sich an, als ob die Ärzte mir innerlich die Luft aus den Lungen schlugen.

Die Luft blieb mir weg und in mir stieg die Panik hoch. Fühlte nur noch Schmerzen. Der Schweiß rann mir über die Stirn. Panisch sah ich mich um und der Anästhesist sagteer würde mich schlafen legen, weil es mir nicht gut geht.

Im Zimmer auf Station wachte ich auf

Mein Mann war da. Aber meine Tochter nicht. Ich fror wie ein Schlosshund und man deckte mich doppelt zu. Dann endlich brachte die Hebamme unsere Mädchen im geschlossenen Wärmebettchen.

Es dauerte noch eine weitere Stunde bis man sie mir eeeeeeendlich gab und auf die Brust legte. Sie war so wach, wunderschön und klein. Schaute mich minutenlang einfach nur an. Es rührte meine Seele und mein Herz sprang förmlich über.

Dieser Blick aus diesen tiefdunklen Augen!

Jetzt war alles gut!

Dachte ich. Am kommenden Tag durfte ich mittags langsam aufstehen. Bis dahin hatte ich Melia oft angelegt, aber sie nahm die Brust nicht an. Deswegen gaben sie ihr (auf Grund ihres geringen Geburtsgewichts) Pre-Milch mit der Flasche.

Ich durfte sie halten, wiegen und wickeln und begann mit der elektrischen Milchpumpe die Milchbildung anzuregen. So ging es weiter bis zum Mittwoch, als ich plötzlich unaushaltbare Kopfschmerzen bekam.

Diagnose: Postpunktioneller Kopfschmerz.

Als Folge der Spinalanästhesie. Das hieß für mich weitere vier Tage nur liegen, Infusionen und Milchpumpe. Aber das schlimmste für mich in dieser Zeit war, dass ich meine Tochter nicht versorgen konnte.

Sie war zum Glück in meinem Zimmer und hatte eine leichte Gelbsucht – was bei Neugeborenen völlig normal und häufig ist. Leider bekam sie sehr schlecht Luft durch die Nase. Häufig schellte ich nach der Schwester aus Angst sie würde ersticken.

Nach insgesamt 19 Tagen

durfte ich die Klinik, mit unserer zarten Tochter im Arm, endlich verlassen!

Zu Hause trank sie gut aus der Flasche und am zweiten Tag – dank der Unterstützung meiner Hebamme und einem Stillhütchen – endlich auch an der Brust! Sie nahm gut und schnell zu und nach vier Monaten erreichte sie ein Gewicht, mit welchen andere Neugeborene auf die Welt kommen.

Jetzt ist sie 21 Monate alt und ich stille weiterhin nach Bedarf.

Eine sogenannte Plazentainsuffizienz

So sagte man mir rückblickend, sei der Grund für Melias geringes Gewicht gewesen. Meine Plazenta habe das Blut und die Nährstoffe nicht ausreichend an sie weitergeben können.

Damit das es ein Kaiserschnitt wurde hatte ich noch lange zu kämpfen. Gerne hätte ich meiner Tochter noch mehr Zeit im Bauch geschenkt und sie natürlich zur Welt gebracht. Ums Bonding nach der Geburt trauerte ich auch in der ersten Zeit.

Aber, es sollte einfach so sein.

Jetzt sind alle Wunden verheilt und wir eine glückliche, kleine Familie.

Nachtrag:

Im März 2018 hatte Bianca nachdem sie auf natürlichem Wege schwanger geworden war, leider eine Fehlgeburt.

Im Januar 2020 fühlte sie sich bereit für eine Behandlung in der Kinderwunsch Klinik und wurde zu ihrem großen Glück beim ersten ICSI Versuch schwanger! 

Im Oktober 2020 brachte sie einen gesunden Jungen zur Welt! Es wurde ein geplanter Kaiserschnitt, der aber so viel schöner verlief als der erste und sie mit ihrer ersten Geburt versöhnen konnte.

Ich freue mich unendlich für sie und ihre Familie und wünsche ihnen alles Glück der Welt.

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